Rückblick auf 125 Jahre Musikverein Weilheim

1873 - 1920

In einem Vereinsprotokollbuch, geführt ab Januar 1921, ist vom Protokollführer Oskar Marder festgehalten, dass der Musikverein Weilheim im Jahre 1873 von Dirigent Johann Hermann mit den Gründungsmitgliedern Peter Hermann, Balthasar Oberst, Stephan Oberst, Daniel Hilpert, Eulogius Hilpert, Benedikt Baumgartner, Augustin Gampp, Jakob Gampp und etwas später Wagner Alois Huber offiziell ins Leben gerufen wurde. Nach mündlicher Überlieferung soll jedoch schon früher in Weilheim zusammen musiziert worden sein. Im Jahre 1840 gab es eine erste Blaskapelle, die von Johann Martin Gehringer geleitet wurde. Die eingangs erwähnten Gründungsmitglieder gaben am Kirchweihsonntag 1873 im Gasthaus "Adler" in Weilheim das erste Konzert mit Tanzunterhaltung. Nachdem Dirigent Hauser im Jahre 1879 versetzt worden war, wurde Küfermeister Johann Hermann Dirigent des Musikvereins.

Foto aus dem Jahre 1880

Sitzend von links nach rechts: Baltasar Oberst, Johann Hermann Dirigent, Benedikt Ebner, Alois Huber.
Stehend von links nach rechts: Eulogius Hilpert, Peter Hermann, Augustin Gampp, Alois Marder.

Musikverein Weilheim 1912

Sitzend von links nach rechts: Albert Oberst, August Hilpert, Eduard Hermann, Benedikt Gampp
Stehend von links nach rechts: Adolf Vonderach, Eduard Hilpert, Leopold Flum, Rudolf Hermann, Richard Gampp, Rudolf Bamgartner, Johann Flum, Josef Baumgartner

Von 1914 bis 1918 gab es kriegsbedingt eine Unterbrechung.

Bei einer Feier der Kriegsheimkehrer, die am 10.02.1919 im Gasthaus Adler in Weilheim stattfand, ist der Musikverein unter Leitung seines neuen Dirigenten Leopold Flum, erstmals wieder an die Öffentlichkeit getreten. Jedes Jahr hat der MV mehrere Konzerte in Weilheim und auch in verschiedenen Orten der näheren und weiteren Umgebung abgehalten. Die Mitwirkung bei kirchlichen Prozessionen wie Peter und Paul oder Fronleichnam wurde zur festen Tradition, welche bis zum heutigen Tag eingehalten wird. Nachfolger von Dirigent Leopold Flum, der 1920 verzogen ist, wurde Eduard Hermann.

1921 - 1950

Der Verein trat 1921 dem Oberrheinischen Volksmusikverband bei und erreichte einen 1. Preis beim Verbandsmusikfest. Nach Eduard Hermann übernahm 1922 Anselm Gampp den Dirigentenstab. Es sollte sich herausstellen, dass er dieses Amt bis 1969 innehatte. Auf Grund seiner besonderen musikalischen Begabung nahm der Verein eine stete Aufwärtsentwicklung und war bald über die Dorfgrenzen hinaus als gute Blaskapelle bekannt.

1933 wurde von der Musikkapelle beschlossen, einen Verein zu gründen und Otto Hilpert wurde zum Vorstand gewählt. Ebenfalls begann man Passivmitglieder zu werben. Dass die Einwohner von Weilheim sich mit dem Musikverein sehr verbunden fühlten, sah man daran, dass sogleich 74 Personen als Passivmitglieder geworben werden konnten.

Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) wurden fast sämtliche Mitglieder zum Militärdienst einberufen und nicht alle kamen lebend zurück. Die musikalische Tätigkeit hatte aufgehört. Nach langem Schweigen traten erstmals 1949 wieder ein paar Mitglieder zusammen und musizierten gemeinsam an der Fastnacht. Dadurch wurde das Interesse bei anderen jungen Leuten geweckt, gleichfalls ein Instrument zu erlernen und den Verein wieder ins Leben zu rufen. Der erste öffentliche Auftritt der wieder auferstandenen Musikkapelle war 1950 bei der Eröffnungsfeier des erweiterten und neu ausgebauten Saales im Gasthaus "Adler" in Weilheim. Ebenso wurde mit dem Kirchenchor zusammen ein Theater aufgeführt. Anfang des Jahres 1952 wurde Josef Ebi zum 1. Vorstand gewählt. Am Ostersonntag 1952 gab die Kapelle ein Konzert, verbunden mit der Ehrung verdienter aktiver Musiker.

1951 - 1960

Foto aus dem Jahre 1954

Mit Marschmusik durch die Kaiserstraße

Vom 26. bis 29.Juni 1954 wurde das 80-jährige Jubiläumsfest des MV Weilheim abgehalten. Mit Hilfe vieler Gemeindebürger hatte man auf der mit Bäumen bewachsenen Wiese im Geishof neben der Kirche einen herrlich gelegenen Festplatz hergerichtet. Es wurde beschlossen, zukünftig im Sommer ein zweitägiges Gartenfest auf dem Platz der neuen Schule zu veranstalten.

Eine aus Mitgliedern des MV gegründete Tanzkapelle, die Herz 6, ist am 10. Juli 1954 erstmals aufgetreten. Diese Tanzkapelle mit den Mitgliedern: Herbert Huber, Manfred Huber, Egon Hilpert, Stefan Oberst, Johann Stüber, Erich Tröndle und später August Gamp und Lothar Hug hat 13 Jahre bestanden und bei Anlässen des MV sowie in eigener Regie in der näheren und weiteren Umgebung zu Tanz und Unterhaltung aufgespielt.

Die Tanzkapelle Herz 6 im Jahre 1959

Von links nach rechts: Stefan Oberst (Posaune), Egon Hilpert (Saxophon), Adolf Schaller (Schlagzeug), Herbert Huber (Saxophon), Manfred Huber (Trompete), Johann Stüber (Akkordeon).

Foto aus dem Jahre 1960

Reihe sitzend von links nach rechts: Walter Villinger, Johann Stüber, Fridolin Huber, Paul Huber, Anselm Gampp (Dirigent), Josef Ebi (Vorsitzender), Alois Gampp, Alois Jehle.
Reihe von links nach rechts: August Gamp, Erich Tröndle, Herbert Huber, Manfred Huber, Eduard Hilpert, Willy Huber, Alois Hilpert, Lothar Hug, Berthold Störkle.
Reihe von links nach rechts: Heinrich Vonderach, Egon Hilpert, Werner Gerteis, Gottfried Oberst, Eugen Flum, Bernhard Ebi, Bruno Boll, Stefan Oberst.

1961 - 1980

Bei der Jahreshauptversammlung 1961 wurde Berthold Störkle zum neuen 1.Vorsit­zenden gewählt und Josef Ebi, der sich um den MV große Verdienste erworben hat, wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

1965 hatte Vorsitzender Berthold Störkle eine Wiederwahl aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt. Zum Nachfolger wurde der bisherige Schriftführer Egon Hilpert gewählt.

1967 ließ sich der Verein im Vereinsregister eintragen und durfte ab sofort den Zusatz e.V. tragen.

Bei der Hauptversammlung im Januar 1970, bei der Anselm Gampp zum Ehrendirigenten und Alois Jehle nach 42 Jahren zum Ehrenmitglied ernannt wurde, konnte Stefan Oberst als Nachfolger von Anselm Gampp verpflichtet werden. Es wurde beschlossen, zukünftig an Peter und Paul ein Platzkonzert durchzuführen.

Foto aus dem Jahre 1973

Sitzend von links nach rechts: August Gamp, Markus Burggraf, Heinrich Vonderach, Herbert Huber, Stefan Oberst (Dirigent), Egon Hilpert (Vorsitzender), Walter Villinger, Lothar Hug, Hansjörg Burggraf.
Mittlere Reihe stehend: Michael Tröndle, Otmar Huber, Werner Herrn, Gottfried Preiser, Erich Tröndle, Peter Flum, Herbert Flum, Manfred Gamp, Lothar Flum, Berthold Störkle, Wolfgang Tröndle, Gerd Hiss.
Hintere Reihe: Roland Jehle, Roland Hermann, Reinhold Straubhaar, Gottfried Oberst, Rudolf Gampp, Werner Gerteis, Manfred Huber, Willy Huber, Eugen Flum, Werner Boll, Eugen Zurin.

Zum 100-jährigen Jubiläumsfest vom 31.05 bis 04.06.1973 wurden neue Uniformen bestellt. Das Fest wurde in einem Festzelt. außerhalb des Dorfes Richtung Dietlingen, in Verbindung mit dem Bezirksmusikfest des Arbeitsbezirks 1 gefeiert.

1974 konnten der traditionelle Hexenball sowie das Jahreskonzert zum ersten Mal in der neu erbauten Gemeindehalle von Weilheim abgehalten werden. Beide Veranstaltungen fanden bis dahin im Gasthaus "Adler" in Weilheim statt.

Im Januar 1976 verstarb das verdiente Mitglied und langjähriger Dirigent Anselm Gampp. Ihm wurde vom MV die letzte Ehre erwiesen. An der Hauptversammlung 1977 wurde Alois Boll offiziell zum 1.Vorstand gewählt, nachdem er schon zuvor für den aus gesundheitlichen Gründen verhinderten bisherigen 1.Vorstand Egon Hilpert eingesprungen war. Am Fastnachtsmontag wurde erstmals eine Straßenfastnacht durchgeführt, an der sich der MV ebenfalls beteiligte.

1980 wird das bisherige Probelokal im DRK-Raum geräumt und der ebenfalls im Gemeindehaus befindliche neue Proberaum in Eigenleistung ausgebaut und eingeweiht.

1981 - 1990

Vom 02. bis 05.06.1983 wurde das 110-jährige Bestehen des Vereins mit musikalischen Jubiläumstagen gefeiert.

Bild aus dem Jahre 1983

Vordere Reihe von links: Herbert Huber, Lothar Hug, Alois Boll, Stefan Oberst, Egon Hilpert, Walter Villinger
Mittlere Reihe von links: Uli Tröndle, Herbert Flum, Otmar Huber, Siegmar Hilpert, Dietmar Huber, Ingrid Boll, Martina Gamp, Antonia Hilpert, Christel Marder, Daniela Flum, Marlies Zurin, Werner Boll, Werner Gerteis, Bernhard Bächle
Hintere Reihe von links: Lothar Bächle, Thomy Heimpel, Detlef Hiss, Wolfgang Oberst, Manfred Marder, Manfred Gamp, Rudolf Gampp, Hubert Götte

Nach fast 20-jähriger Tätigkeit als Dirigent des MV Weilheim erklärte Anfang 1989 Stefan Oberst definitiv seinen Abschied vom Verein. Trotz großer Überredungsversuche konnte er nicht zu einem Weitermachen bewogen werden. Der Musikverein entschied sich für den in Waldshut wohnenden Albert Klemm. Am Ostersonntag gab Stefan Oberst sein Abschiedskonzert. Während des Konzertes erhielt er die Ehrennadel mit Urkunde des Landes Baden-Württemberg. Außerdem wurde er zum Ehrendirigenten ernannt. In diesem Konzert wurden weitere verdiente Musiker verabschiedet und geehrt. Egon Hilpert war in seiner ebenfalls 38-jährigen aktiven Vereinszugehörigkeit u.a. lange Jahre 1. Vorstand und Jugendausbilder. Er bekam ebenfalls die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg überreicht und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

1990 - 2000

Mit Spannung wurde das Jahreskonzert 1990 erwartet, war es doch die Premiere für den neuen Leiter des MV. Erstmals wurden im MV Keyboard und Bassgitarre eingesetzt und ein kompletter Saxophonsatz war zu hören. Diese andersartigen Klänge kamen beim Publikum gut an und das Konzert wurde ein voller Erfolg, womit sich die Entscheidung für Albert Klemm als richtig herausstellte.

Musikverein Weilheim 1990 mit Dirigent Albert Klemm

 

Das Jahr 1991 stand ganz im Zeichen der bevorstehenden Konzertreise in die USA. Nach dem Jahreskonzert ging es Ende April mit den Tonbandaufnahmen für CDs und Kassetten weiter, welche in erster Linie für die Reise gefertigt wurden. Nachdem die Aufnahmen beendet waren, war die erste Hürde auf dem Weg in die USA geschafft. Die Reise führte über Boston nach Minneapolis im Staate Minnesota, weiter nach Ironwood / Michigan, Calumet / Michigan, wo viele interessante Besichtigungen und musikalische Auftritte gemacht wurden. Die Musiker und Musikerinnen wurden in Gastfamilien untergebracht, was für viele eine besondere Herausforderung war, da nicht alle über ein sicheres Englisch verfügten. In den Wisconsin-Dells standen mehrere Vergnügungsparks zum Zeitvertreib zur Verfügung. Nach verschiedenen dargebotenen Shows und unternommenen Ausflügen konnte eine Brauerei in La Grosse/Wisconsin besichtigt werden. Letztes Ziel war Olivia/Minnesota, wo ebenfalls Gastfamilien für die Unterkunft sorgten. Bei der Teilnahme an der Straßenparade "corn capitol days" auf einem Tieflader in Dirndl und Lederhosen sorgte der MV für viel Aufsehen und kam beim Publikum gut an. Nach einem Konzert am Flughafen, im Altersheim und in der Stadthalle ging eine sehr erlebnisreiche und eindrucksvolle Konzertreise zu Ende. Über Boston und Frankfurt ging es wieder zurück nach Weilheim. Um 19.00 Uhr marschierte der MV mit Marschmusik ins Dorf, wo er schon von vielen Angehörigen und Fans erwartet wurde. Wohlbehalten kamen alle wieder zurück und ausgiebig wurde im Gasthaus "Adler" der Abschluss gefeiert und erste Anekdoten erzählt.

Nach 16 Jahren vorbildlicher Tätigkeit als 1. Vorstand legte Alois Boll 1992 sein Amt nieder und wurde von Gerald Hilpert abgelöst.

Schon seit einiger Zeit war klar, dass das bisherige Probelokal langsam aber sicher für den MV zu klein wurde. Deshalb musste nach einer neuen Räumlichkeit gesucht werden. Es wurde beschlossen, an die Gemeindehalle anzubauen und den Vorraum aufzustocken, so dass auf der zweiten Etage ein großer Proberaum entstehen konnte. Im Oktober erfolgte der erste Spatenstich. Zu erwähnen ist, dass das Probelokal ausschließlich in Eigenleistung erstellt wurde. Nach einem Jahr Bauzeit wurde am 01.10.1993 die erste Musikprobe im neuen Probelokal abgehalten. Sicherlich war jedes Mitglied ein bisschen stolz auf das vollendete Werk.

1995 gab Albert Klemm offiziell seinen Abschied bekannt und wurde im Rahmen einer kleinen Feier im Oktober 1995 vom Musikverein Weilheim verabschiedet.

Dass die musikalische Tätigkeit nach Albert Klemm keinen Abbruch erlitt, verdankt der MV der Tatsache, dass beim Abschiedsfest schon der neue Dirigent Reinhold Straubhaar vorgestellt werden konnte.

Bild aus dem Jahre 1998 mit Reinhold Straubhaar

Vom 15.-18. Mai 1998 feierte der Musikverein Weilheim 125 jähriges bestehen mit einem Bezirksmusikfest. Nach langer Planung wurde zwischen Dietlingen und Schnörringen bei schönem Wetter, gutem Essen und viel Musik gefeiert.

Im Juli 1999 besuchte der Musikverein die Partnergemeinde Baden in Frankreich. Nach der langen Busfahrt wurden die Musikerinnen und Musiker von regionalen Köstlichkeiten und Musik begrüßt. Als Höhepunkt spielte der MV auf dem „Place de Weilheim“ und dem „Fete de Battage“.

2000 - 2010

Im Februar 2001 hatte die Tanzmusik des Musikvereins, die „Fidelen Nägeleberger“ am traditionellen Hexenball ihren letzen Auftritt.

Hintere Reihe von links: Joachim Prothmann, Robert Ueckert, Siegmar Hilpert, Ralf Huber, Klaus Huber
Vordere Reihe von links: Martina Marder, Dagmar Gerteis, Ursula Marder, Oliver Gamp, Matthias Prothmann, Martin Straubhaar

Die tragische Nachricht vom unerwarteten Tod seines Dirigenten Reinhold Straubhaar ereilte den Musikverein am 05. Oktober 2001. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung erstatte der Musikverein seinem Dirigenten am 10. Oktober das letzte Geleit.

Wolfgang Oberst übernahm die Nachfolge von Reinhold Straubhaar und feierte am Osterkonzert 2002 erfolgreich Premiere.

Nach 10 jähriger Tätigkeit als 1. Vorstand gab Gerald Hilpert 2002 sein Amt an Oliver Gamp ab.

Im Jahre 2006 gab Wolfgang Oberst seinen Taktstock ab. Als Nachfolger konnte Ralf Kempf gewonnen werden.

Am 05. November 2006 konnte der Musikverein nach langem Warten seine neue Uniform im Rahmen eines Kirchenkonzerts einweihen.

Im Dezember 2007 wurde das Jugendorchester des Musikvereins Weilheim unter der Leitung von Andrea Marder gegründet und hatte seinen ersten Auftritt am Weihnachts-Theater des Musikvereins.

Im März 2009 hatte das Jugendorchester Weilheim seinen ersten großen Auftritt. In Zusammenarbeit mit dem Kinderchor Weilheim führte es das Kinder Musical „Wakatanka“ vor begeistertem Publikum auf.